Die Linke und der Ukraine-Konflikt: Antiimperialismus vs Sozialimperialismus

Nichts hat in den letzten Jahren einen tieferen Riss in der sozialistischen und kommunistischen Bewegung erzeugt als der Beginn der Militärischen Sonderoperation. Zumindest in der Ersten Welt.

Die Linke der Zweiten und Dritten Welt sind in ihrer überwältigenden Mehrheit mehr oder minder offene Unterstützer der Russischen Föderation Drei Hauptlinien haben sich dabei herausgebildet:

I) Offene Parteinahme für die Ukraine, ihr herrschendes Regime und die sie federführend unterstützende westliche Wertegemeinschaft und Verurteilung eines angeblichen „russischen Angriffskrieges“

II) Äquidistanzposition: Es handelt sich um einen Konflikt zwischen gleichermaßen abzulehnenden imperialistischen Blöcken, in der die Arbeiterklasse keine Partei beziehen sollte und sich maximal auf die Bekämpfung der imperialistischen Bestrebungen im eigenen Land/Clock beschränken sollte

III) Die russische Sondermilitäroperation ist der erste große antiimperialistische Gegenschlag seit dem Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa, Teil eines Prozesses der nationalen Befreiung Russland vom postsowjetischen Status einer Neokolonie der USA bzw eines Unipolaren Imperiums, dessen Kern die USA darstellen und Auslöser einer globalen Revolte des globalen Südens gegen dieses Unipolare Imperium und Geburtsstunde einer neuen Weltwirtschaftsordnung

Die Erste Position kann in unserer Betrachtung vernachlässigt werden, weil es sich dabei lediglich um eine opportunistische Unterwerfung unter das imperialistische Propagandanarrativ handelt und mit dem Verrat der SPD von 1914 gleichzusetzen ist. Für die tatsächliche, weil antagonistische Linke, die den Sozialismus und damit die Überwindung des Kapitalismus zum Ziel hat, sind nur die Position II und III relevant. Position II wird unter anderem Vertreten von GSP und den verschiedenen Ablegern der griechischen KKE, der MLPD und den meisten trotzkistischen Gruppen vertreten.

Position III wird von der DKP , den Freidenkern und zahlreichen kommunistisch oder sozialistisch gesinnten Einzelpersonen unterstützt. Es gibt vor allem bei größeren Organisationen, die dem linken Spektrum zugordnet werden, in der Regel Zwischenpositionen, die die verschiedenen Strömungen und Flügel in der jeweiligen Partei repräsentieren. Die Partei DIE LINKE vertritt Position I mit Tendenzen zu Position II und das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht vertritt nach außen Position II, hat aber intern starke Tendenzen in Richtung Position III. 

Es gibt international in der kommunistischen und sozialistischen Bewegung einen klaren Unterschied zwischen der Linken der Ersten Welt und der der Zweiten und Dritten. Letztere tendieren stark zu Position III, während in den imperialistischen Ländern die II. Position dominiert.

Unterschiedliche Imperialismuskonzeptionen: „Reise nach Jerusalem“ oder „Bundesliga“

Position II: Der Imperialismus ist eine Bundesliga, in der jeder Staat gleichberechtigt mitspielt

Diese Neu- und Uminterpretation der Leninschen Imperialismustheorie erklärt den Imperialismus zu einem nicht genauer definierten Weltsystem in dem jede erfolgreiche Volkswirtschaft umso imperialistischer wird, je mehr sie sich in der ökonomischen Rangfolge nach oben arbeitet. Diese Theorie wird vor allem von der griechischen KKE vertreten. Eine Trennung der Länder zwischen Neokolonien und Imperialistischen Räuberstaaten, wie sie noch von Lenin konzipiert wurde existiert nicht. Eine genaue Betrachtung der Grundlagen dieses Erfolges findet kaum statt, Eigentumsverhältnisse werden nur oberflächlich oft an Hand der Rechtsform der Betriebe gemacht.

Eine in die Tiefe gehende Analyse der der Eigentumsverhältnisse und der ökonomischen Dynamik der Volkswirtschaften wird weitestgehend ausgespart. Die Argumentation ist hierbei vor allemformaljuristisch.

Position III: Der Imperialismus ist eine „Reise nach Jerusalem“. Jede Runde fliegt einer raus und die USA haben gewonnen

Hier handelt es sich um eine stringente Fortsetzung der Leninschen Imperialismustheorie, die die Entwicklung der Welt seit dem Erscheinen von Lenins Buch „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ unter Anwendung der selben Methodik weiterverfolgt. Strittig ist in dieser Frage unter ihren Vertretern der Grad an noch vorhandener imperialistischer Konkurrenz und zwischenimperialistischer Widersprüche. Können wir auf Basis des Machtverhältnisses auf Eben der Monopole und Kapital-Cluster noch von einer ernstzunehmenden Konkurrenz für das US-Finanzkapital sprechen z.B. in Gestalt von Japan, Deutschland und Frankreich oder ist die Dominanz der USA dermaßen erdrückend, daß man nur noch von einem Unipolaren Imperium sprechen kann, in der das Verhältnis Zwischen den USA und den anderen westlichen Staaten maximal mit Rom und seinen italienischen Bundesgenossen verglichen werden kann?

Meine 2 Cent:

In unserem WÖRD-Kollektiv vertreten Bob und Bernd im groben Position II und Kay und ich Position III. Rene würde ich Position II zurechnen mit Tendenzen zu Position III. Das ist natürlich oberflächlich und sehr vereinfacht.

Die Theorie des GSP unterscheidet sich auch von der oben genannten Theorie der KKE und ihrer Ableger und hat im Wesentlichen nur die Schlussfolgerung gemein. Imperialismus als Begriff kommt beim GSP höchst selten vor. Es findet vor allem eine Gleichmacherei aller Formen und Farben des Kapitalismus statt, ohne historischen und wirtschaftlichen Kontext. Die Zustände werden exzessiv bis ins subatormare Detail beklagt und je bis zur Belanglosigkeit detailversessener die Kritik angebracht wird, umso nichtssagender und utopistischer ist das fast jenseitige, ideale Ziel. 

Als Weg dahin wird eine Bewusstwerdung der Arbeiterklasse beschrieben, die dann ganz von alleine auf nicht näher definierte Weise die ideale Welt herbeizaubert. Ignoriert werden dabei historische Erfahrungen beim Aufbau von realem Sozialismus, die ja mittlerweile mannigfaltig sind und so ziemlich alle Kulturräume, Klimabedingungen, Grade an Rohstoffreichtum, Produktivkraftentwicklungsstand und sonstige Bedingungen umfaßt, die man in Ländern der Zweiten und Dritten Welt vorfinden kann. Inklusive unterschiedliche Grade an Erfolg bei der Umsetzung.

Dem gegenüber steht eine erprobte, wissenschaftlich erarbeitete Konzeption, die aus dem Marxismus-Leninismus hervorging und die durch die Geschichte, die reale Auseinandersetzung mit den realen materiellen Bedingungen der Welt, also im Wechselspiel zwischen Idee und Wirklichkeit geschaffen wurde und stetig weiterentwickelt wird. Sie umfaßt Theorien, Strategien und Taktiken zur Gewinnung der Arbeiter für ihre eigene Sache, also die Transformation der Klasse an sich zur Klasse für sich, unterschiedlichste Erfahrungen im Umgang mit den verschiedenen Erscheinungen der bürgerlichen Gesellschaft, den Aufbau einer sozialistischen Wirtschaft, Beseitigung von Hunger und Elend und absolutem Mangel für alle Mitglieder der Gesellschaft, Bildung der Massen, Gesundheitsversorgung für alle.

Für unsere Auseinandersetzung zum Ukraine-Konflikt und zur Einschätzung der globalen Lage im WÖRD-Kollektiv sind diese Gegensätzlichen theoretischen Konzeptionen auch die Ursache für die beiden Positionen, nicht die künstlerische Neuinterpretation der Leninschen Imperialismus-Theorie.

Daher ist es für mich besonders belustigend, wenn in Bezug zum GSP von „Wissenschaftlichkeit“ gesprochen wird, nur weil es sich um einen Club überwiegend von Akademikern und anderen Vertretern nichtproduktiver Sektoren handelt und in Bezug auf den Marxismus-Leninismus und seine Derivate abwertend von „ML-Ideologie“. Oben wird zu unten, der Himmel ist Grün und die Wiese blau. 

Der Marxismus-Leninismus hat im Vergleich zur GSP-Ideologie nicht nur Praxis vorzuweisen. Es arbeitet auch überall auf der Welt ein im Vergleich überwältigendes akademisches und wissenschaftliches Potential an seiner Weiterentwicklung und stetigen Anpassung an sich verändernde Bedingungen.

Bei der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation handelt es sich um eine Massenpartei der Arbeiterklasse und der werktätigen Klassen insgesamt, die zweitgrößte Partei Rußlands. Bei der Kommunistischen Partei der Ukraine handelt es sich um eine Arbeiterpartei, die in der Ukraine über einen gewissen Masseneinfluß verfügte und führend an der Gründung der Volksrepubliken beteiligt war. Diese beiden Nachfolgeorganisationen der KPdSU sind also keine bedeutungslosen Sekten und sind aus unterschiedlicher Perspektive Zeugen und Akteure der Entwicklungen in der Ukraine bzw. ehemaligen Ukraine. 

Die KPRF hat von Anfang an für eine Anerkennung der Volksrepubliken gekämpft und für einen militärischen Beistand Rußlands. Die russischen Oligarchen wollten dies unter allen Umständen verhindern, denn ihre Macht hängt von einer weitgehenden Integration Rußlands ins ökonomische Gefüge des Westens ab. Rußland hat die nationale Befreiung von westlicher imperialistischer Vorherrschaft vollzogen und beginnt nun mit einem roll-back der ökonomischen Ergebnisse der Konterrevolution von 1988-91 in Rußland und einer weiteren Zurückdrängung des westlichen Einflusses im postsowjetischen Raum. 

Profitwirtschaft vs Zweckwirtschaft: Wie die russische Rüstungsindustrie den gesamten militärisch-industriellen Komplex der NATO besiegt (englisch)

Rußland istt eines der ganz wenigen Länder auf der Welt, in der eine reale Vermögensverteilung von oben nach unten stattfindet. Die Einkommen des reichsten Prozents schwinden und die Einkommen der Ärmsten 10% steigen. Der Staat baut seine Kontrolle über die Wirtschaft weiter aus, es gab Verstaatlichungen und Zusammenschlüsse zu Technologiegiganten unter staatlicher Führung. Medwedew und Peskow sprechen sogar von der Wiedereinführung planwirtschaftlicher Elemente. Schon vor dem Krieg in der Ukraine betrug der direkte staatliche Anteil am BIP 60%.

Rußlands weg zurück in Gruppe der führenden Volkswirtschaften 2000-2020

International hat der Beginn der russischen Sondermilitäroperation eine Kaskade von Ereignissen ausgelöst, die die globalen Machtverhältnisse ins Wanken bringen und die Vorherrschaft des Westens erodieren lassen. Es war ein Signal an die Welt, sich jetzt zu erheben und die Gunst der Stunde zu nutzen. Und genau das ist auch eingetreten. Die Vorherrschaft des Westens wird an allen globalen Frontlinien herausgefordert: China setzt selbstbewußt seinen rechtmäßigen Anspruch auf Taiwan auf die Tagesordnung, die DVRK bricht jegliche Anbiederung an das südkoreanische Marionettenregime ab und testet munter neue Waffensysteme, im Sahel erheben sich die Bevölkerungen von Mali, Niger, Burkina-Faso, Gabun und patriotische Militärs übernehmen die Macht, werfen die französischen Kolonialherren aus dem Land und verbrüdern sich mit Rußland. 

Selbst die treuesten Untertanen des Westens trauen sich nicht, irgend etwas gegen Rußland zu unternehmen. BRICS wird von einem Papiertiger zu einer realen Alternative für eine neue Weltwirtschaftsordnung und ein Symbol für die De-Dollarisierung des Welthandels.

Ich könnte noch viele weitere Entwicklungen noch viel genauer und detaillierter abhandeln. Aber all diese Fakten lassen wirklichen Gegnern des Imperialismus keine andere Option, als Rußland in diesem Kampf und den Auf- und Ausbau der BRICS zu unterstützen. Und genau das tun alle sozialistischen Staaten der Welt, die sozialistischen Massenbewegungen des Trikont und alle antiimperialistischen Staaten und Massenbewegungen. Ihnen schließen sich auch etliche andere Regierungen an, die mit dem Westen noch eine Rechnung zu begleichen haben. Wir haben es mit einer globalen Revolution zu tun, die Kommunisten keine andere Wahl läßt, als sie mit allen Kräften zu unterstützen oder auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen.

Daß Rußlands SMO nur Auslöser und nicht Ursache ist und einem realen Wandel sowohl der ökonomischen Entwicklung als auch qualitativen Veränderungen in der Entwicklung der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse, werde ich noch an anderer Stelle begründen und ausführen.



Nachweise & Literatur (wird erweitert):

Spezialoperation gegen den Imperialismus (Kommunistische Organisation)

Interview: Alexej Albu von Borotba über faschistischen Terror und den Krieg in der Ukraine (Kommunistische Organisation)

Die Pyramide der bürgerlichen Ideologie [Zur Imperialismus-Konzeption der KKE] (Kommunistische Organisation)

On the current state and problems of the communist movement (Communist Party Great Britain – Marxist-Leninist)

Ukraine: Standstill is deadly dangerous (Erklärung der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation; Forderung nach Anerkennung der Volksrepubliken Lugansk und Donetzk; 2014)



14 Antworten zu „Die Linke und der Ukraine-Konflikt: Antiimperialismus vs Sozialimperialismus“

  1. Avatar von koba yashi

    Ich sage es gerne zum wiederholten Male: wer sich als westlicher „Linker“, gar Kommunist, immer noch nicht raus bewegt aus seiner eurozentristischen Filterblase, hat nicht mitbekommen, in welchem Ausmaß und in welcher Geschwindigkeit sich die Welt verändert.

    Die „tektonischen Verschiebungen“ im Kräfteverhältnis der globalen Player übersteigen ein reines Erstarken des einen und ein relatives Schwächeln des anderen. Die SMO war der Startschuss für die UMGESTALTUNG des globalen Beziehungsgeflechts – weg von der 400 Jahre andauernden Dominanz des westlichen Kolonialismus/Imperialismus, hin zu einer Weltwirtschaft, die immer noch überwiegend kapitalistisch ist, aber die die vierhundert Jahre lange ausgeplünderten, ihrer Entwicklungschancen beraubten Länder der Erde endlich ermächtigt, ihre nationale Entwicklung selber in die Hände zu nehmen.

    Wir müssen – als Europäer – weg von der Vorstellung, dass wir wüssten, was gut ist für die Staaten außerhalb Europas/des kollektiven Westens. Wir müssen als europäische Kommunisten weg von der marxistischen Bevormundung anderer Völker und Nationen und deren Befreiungsbewegungen, nur weil sie vielleicht nicht den marxistischen Lehrsätzen und Dogmen entsprechen, die wir für allgemeingültig halten.

    Sich gegenüber den Befreiungstendenzen der globalen Mehrheit wie besserwisserische wie marxistischer Oberlehrer zu verhalten, verdammt die europäische Linke zur Irrelevanz und zu lachhaften Narren.

    1. Avatar von Chris Sedlmair
      Chris Sedlmair

      Ich hoffe die Gegenseite in unserem kleinen Streitkollektiv wird auch noch eine Erwiderung einfallen. Ich habe noch weitere Literatur und Nachweise angehängt. Die Liste wird bei Bedarf und Gelegenheit erweitert.

    2. Avatar von Bernd Bellefontaine
      Bernd Bellefontaine

      Kay: „Ich sage es gerne zum wiederholten Male: wer sich als westlicher „Linker“, gar Kommunist, immer noch nicht raus bewegt aus seiner eurozentristischen Filterblase, hat nicht mitbekommen, in welchem Ausmaß und in welcher Geschwindigkeit sich die Welt verändert.“

      Ich frage dich, wer von uns (Bob, René und ich) solche Ignoranz an den Tag legt? Werde mal konkret und stelle dar, wer sich von uns und wie in der „eurozentristischen Filterblase bewegt“. Wir teilen halt nur nicht euren ideologischen ML-Standpunkt, dass es sich im Rahmen der Konkurrenz um eine neue Weltordnung bei Russland, China etc. um fortschrittliche, sozialistische Kräfte handeln würde, noch dass dieser Konkurrenzkampf im Interesse der Lohnabhängigen liegt. Wir gehen vielmehr davon aus, dass dieser Konkurrenzkampf eher in einer Katastrophe enden wird, die hunderte Millionen von ihnen das Leben kosten wird, falls diese nicht der Nation eine Absage erteilen und sich international gegen das Kapital zusammenschließen.

      Kay: „Die SMO war der Startschuss für die UMGESTALTUNG des globalen Beziehungsgeflechts – weg von der 400 Jahre andauernden Dominanz des westlichen Kolonialismus/Imperialismus, hin zu einer Weltwirtschaft, die immer noch überwiegend kapitalistisch ist, aber die die vierhundert Jahre lange ausgeplünderten, ihrer Entwicklungschancen beraubten Länder der Erde endlich ermächtigt, ihre nationale Entwicklung selber in die Hände zu nehmen.“

      Und ich dachte jetzt, der russische Einmarsch wäre zum Zweck der Verteidigung der Souveränität der eigenen und abtrünnigen Gebiete in der Ukraine erfolgt. Was du, jedoch, hier beschreibst ist gewöhnlicher Imperialismus verbunden mit dem Euphemismus, dass es auch den weniger mächtigen Nationen in Zukunft besser ergehen werde. Das, aber, ist reiner Zweckoptimismus, denn falls es im Verlauf dieses imperialistischen Konkurrenzkampf mit dem Potential der Zerstörung der menschlichen Zivilisation diese überhaupt noch gibt, dann können sie im besten Fall zwischen den beiden Parteien lavieren und dabei im Rahmen der Nationenkonkurrenz vielleicht den einen oder anderen Vorteil herausholen.

      Kay: „Wir müssen – als Europäer – weg von der Vorstellung, dass wir wüssten, was gut ist für die Staaten außerhalb Europas/des kollektiven Westens. Wir müssen als europäische Kommunisten weg von der marxistischen Bevormundung anderer Völker und Nationen und deren Befreiungsbewegungen, nur weil sie vielleicht nicht den marxistischen Lehrsätzen und Dogmen entsprechen, die wir für allgemeingültig halten.“

      Wen sprichst du hier an? Um welche „Lehrsätze und Dogmen“ soll es sich denn handeln? Werde konkret. Die einzigen die anhand von von Dogmen und Lehrsätzen der „marxistischen Theoretiker“ geopolitische Belehrungen erteilen, sind die MLer. Konkret Chris, der sich bei seinen Erklärungen dogmatisch auf die „Lehren der Geschichte“ und die falschen Theoreme von Lenin (Avantgardetheorie etc.) und den „marxistischen Theoretiker“ Stalin bezieht und diese auf dieser Grundlage bestätigt haben will.

      Kay: „Sich gegenüber den Befreiungstendenzen der globalen Mehrheit wie besserwisserische wie marxistischer Oberlehrer zu verhalten“

      Da hast du ganz recht. Es fragt sich halt nur, ob die „Befreiungstendenz“ nur in ideologisierten ML-Köpfen stattfindet, die dabei gerne ihren Gewaltphantasien freien lauf lassen und dann mit entsprechenden ML-Phrasen zum Ausdruck bringen. Der Maßstab auch auf Ebene von nationalistischen Kämpfen, in denen letztlich immer die Lohnabhängigen bluten und sterben müssen, ist darin auszumachen, ob solche Kämpfe ihre Lebensbedingungen entscheidend zum Positiven verändern und dabei ihre sozialen Emanzipation entscheidend voranbringen – wobei vorausgesetzt ist, dass ein solcher Kampf auch gewonnen wird. Alles andere ist faschistisches Kalkulieren beim Verheizen von lohnabhängigen Frauen und Männern.

  2. Avatar von Bernd Bellefontaine
    Bernd Bellefontaine

    Werden wir doch lieber mal konkret. Zunächst zu dem Unsinn der „Äquidistanz“, die in diesem Pamphlet als eine „Linie“ propagiert und u.a. mir unterstellt wird. „Äquidistanz“ soll danach heißen „Es handelt sich um einen Konflikt zwischen gleichermaßen abzulehnenden imperialistischen Blöcken, in der die Arbeiterklasse keine Partei beziehen sollte und sich maximal auf die Bekämpfung der imperialistischen Bestrebungen im eigenen Land/Clock beschränken sollte.“

    Eine Stellungnahme für eine Seite in einem Konflikt, macht nur dann Sinn, wenn sie sie zum Vorteil der Stellungnehmenden gereicht, sei es in materieller Hinsicht, sei es in Hinsicht auf die soziale Emanzipation der Lohnabhängigen. Auf dieser materialistischen Grundlage ist von Kommunisten der Krieg in der Ukraine zu beurteilen.

    Aufgabe von Kommunisten ist die richtige Analyse auf der Grundlage des wissenschaftlichen Sozialismus, um daraus richtiges Handeln ableiten zu können. Ausgangspunkt ist das eigene und der anderen Lohnabhängigen in den Materialismus eingebettete materielle und kulturelle Verhältnis. Zielsetzung ist das Ausbrechen aus diesem polit-ökonomischen Verhältnis durch die eigene und mit den anderen Lohnabhängigen gemeinschaftliche soziale Emanzipation qua Kampf gegen politische Herrschaft und Kapital.

    Aus d i e s e r Perspektive wäre Parteilichkeit zu erklären und zu beurteilen. Aus d i e s e r Perspektive aber, dem eigenen und dem Gemeinschaftlichen Wohl und Interesse, sind Kriege ohne wenn und aber abzulehnen. Aus d i e s e r Perspektive ergibt sich hinsichtlich des Krieges die Parteilichkeit eo ipso als Zsammenschluss gegen all jene Akteur:innen, die politische Interessen qua Krieg durchsetzen wollen. Und von d a h e r ergibt sich gar nicht die Notwendigkeit Stellung für eine Kriegspartei beziehen zu müssen. Weil aber bei vielen Lohnabhängigen durch ihre auf dem Idealismus beruhende positive Einstellung zu Staat und Nation, deren Existenz ja die eigentliche Ursache für Kriege sind, die ihnen wirklich nützliche Parteilichkeit in den Hintergrund tritt, ergreifen sie unwillkürlich Partei für die eigene Kriegspartei. Aus der kommunistischen Perspektive ist diese Einstellung deshalb radikal zu kritisieren und bekämpfen.

    Von welcher „Arbeiterklasse“ konkret redest du denn, die Partei beziehen könnte? Ich sehe nur Individuen, die ihre Arbeitskraft gegen Geld verkaufen müssen (Lohn), um sich sich damit reproduzieren zu können. Als Idealist:innen und Nationalist:innen zu einem Volk geeint ergreifen sie von diesem Standpunkt aus leider Partei für eine Herrschaft, von der sie sich den größten Erfolg für „ihr“ Land versprechen, also nicht für ihren eigenen Vorteil. Also gilt aus der obigen Perspektive auch in diesem Fall, die auf dem Idealismus beruhende Illusion von der Notwendigkeit und Güte von Staat und Nation als Schädlichkeit bloßzustellen und aufzubrechen.

    Damit wäre der Begriff „Äquidistanz“ zur Denunzierung der Urteilsbildung auf der Grundlage des wissenschaftlichen Sozialismus im eigenen und gemeinsamen Interesse mit den anderen Lohnabhängigen (vorerst) als Unsinn bloßgestellt.

    Dabei will ich es vorerst belassen.

    Übrigens deine Quellenangaben als „Nachweise“ zur Untermauerung deiner Position, sind natürlich lächerlich, weil du ja genau deren ML-Standpunkt präsentierst. Dort steht halt derselbe Unsinn lediglich nochmal ausführlicher und präziser. Es ist methodisch das Gleiche, als wenn ein Faschist „Nachweise“ zur Untermauerung seiner Position ausschließlich faschistische Literatur, ein Christ ausschließlich christliche, ein Sektenanhänger ausschließlich Literatur der Sekte usw. anführt.

    1. Avatar von Chris Sedlmair
      Chris Sedlmair

      Bernd Du versuchst wieder mit nicht durch die führenden Theoretiker des Marxismus, also des wissenschaftlichen Position eine pazifistische kleinbürgerliche linksliberale Position als die der Kommunisten zu verkaufen. Und wieder versuchst Du Begriffe zu vereinnahmen, die von keinerlei marxistischer Theorie gedeckt ist.

      „Die Sozialisten haben die Kriege unter den Völkern stets als eine barbarische und bestialische Sache verurteilt. Aber unsere Stellung zum Krieg ist eine grundsätzlich andere als die der bürgerlichen Pazifisten (der Friedensfreunde und Friedensprediger) und der Anarchisten. Von den ersteren unterscheiden wir uns durch unsere Einsicht in den unabänderlichen Zusammenhang der Kriege mit dem Kampf der Klassen im Innern eines Landes, durch die Erkenntnis der Unmöglichkeit die Kriege abzuschaffen, ohne die Klassen abzuschaffen und den Sozialismus aufzubauen, ferner auch dadurch, daß wir die Berechtigung, Fortschrittlichkeit und Notwendigkeit von Bürgerkriegen voll und ganz anerkennen, d.h. von Kriegen der unterdrückten Klasse gegen die unterdrückende Klasse, der Sklaven gegen die Sklavenhalter, der leibeigenen Bauern gegen die Gutsbesitzer, der Lohnarbeiter gegen die Bourgeoisie. Von den Pazifisten wie von den Anarchisten unterscheiden wir Marxisten uns weiter dadurch, daß wir es für notwendig halten, einen jeden Krieg in seiner Besonderheit historisch (vom Standpunkt des Marxschen dialektischen Materialismus) zu analysieren. Es hat in der Geschichte manche Kriege gegeben, die trotz aller Greuel, Bestialitäten, Leiden und Qualen, die mit jedem Krieg unvermeidlich verknüpft sind, fortschrittlich waren, d.h. der Entwicklung der Menschheit Nutzen brachten, da sie halfen, besonders schädliche und reaktionäre Einrichtungen (z.B. den Absolutismus oder die Leibeigenschaft) und die barbarischsten Despotien Europas (die türkische und die russische) zu untergraben. Wir müssen daher die historischen Besonderheiten eben des jetzigen Krieges untersuchen.“

      (V. I. Lenin – Sozialismus und Krieg)
      https://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1915/krieg/kap1.htm

      Weiter im Text:
      „Die große Französische Revolution eröffnete eine neue Epoche in der Geschichte der Menschheit. Von dieser Zeit bis zur Pariser Kommune, von 1789 bis 1871, stellten die bürgerlich-fortschrittlichen nationalen Befreiungskriege einen besonderen Typus von Kriegen dar. Mit anderen Worten: Der Hauptinhalt und die historische Bedeutung dieser Kriege waren die Beseitigung des Absolutismus und des Feudalismus, ihre Untergrabung die Abwerfung eines national fremden Jochs.“

      Rußland befindet sich exakt in der Situation. Es befreit sich und alle russischen Gebiete von einem „national fremden Joch“ und bekämpft dabei das Zentrum der Reaktion, ein unipolares Imperium, das nicht nur „faulenden Kapitalismus“ – wie im frühen 20. h der Fall – darstellt, sondern eine komplett verfaulte bürgerliche Gesellschaft unter post-imperialistischen Bedingungen, der sich die siegreiche Fraktion der globalen Finanzoligarchie anschickt eine soziale Konterrevolution hinter 1789 zu vollziehen.

      Alle Bedingungen um das heutige Rußland in diesem Krieg zu unterstützen, sind für Kommunisten gegeben. Und genau das tun sie… in China, in Kuba, in Vietnam und Laos und ganz besonders in der DVRK.

      Wer unterstützt Rußland und wer den Westen?

      Deine Ablehnung historischer Theoretiker des Marxismus ebenso wie deine Ablehnung der Kommunisten in den sozialistischen Ländern und den antiimperialistischen und sozialistischen Massenbewegungen des globalen Südens, ebenso wie Deine Aussagen, daß Du keine Klassen siehst, sondern nur noch Individuen, sind nun mehr als Beweis genug, daß Du den Marxismus komplett ablehnst und ein Erst-Welt-Linksliberaler bist.

      Eine beliebige quantitative Anhäufung von Lohnabhängigen ist eine Klasse an sich. Wenn sie sie organisiert und für ihre Interessen kämpft, die im Bedarfsfall auch die Befreiung von nationaler Unterdrückung und imperialistischer Ausbeutung bedeuten, wie im Falle der russischen Arbeiterklasse, spricht man im Marxismus von der Klasse für sich. Eine Klasse, die einen gewissen relevanten Anteil an Klassenzugehörigen hat, der sich der Lage der Klasse bewußt ist und eine Veränderung im Interesse der Klasse bewirken will, und auch eine Theorie hat wie das zu bewerkstelligen ist, zeugt von einem Klassenbewußtsein. Die Reduzierung des Menschen auf seine individuelle Existenz ist liberale bürgerliche Herrschaftsideologie, die Du uns hier als „wissenschaftlichen Sozialismus“ andrehen willst.

      Deine Methode ist, marxistische Buzzwords zu verwenden und sie ihrer Bedeutung zu berauben und in ihr Gegenteil zu verkehren. Weder in der Frage der Nation, noch des Staates vertrittst Du eine Position die von irgendeinem marxistischen Theoretiker, ja noch nicht einmal von Marx und Engels selbst, jemals vertreten wurde. Ich habe das in vergangenen Diskussionen durch Primärquellen nachgewiesen. Nicht ich bin der Idealist, sondern Du. Deine Vorstellungen ignorieren die materiellen, gesellschaftlichen Begebenheiten. Darum sind auch alle westlinken antinationalen und antietatistischen Theorien gescheitert. Das Proletariat selbst hat sie abgelehnt und jegliche Linke, die diesen Weg gegangen ist, ist in der Bedeutungslosigkeit verschwunden oder selbst zu ideologischen Avantgarde des unipolaren Imperiums geworden. Ein härteres und endgültigeres Urteil als diees st kaum möglich. Dieser Ansatz ist schon an der ersten Hürde gescheitert und damit wissenschaftlich erledigt. Da ist auch nichts mehr zu machen. Daran festzuhalten ist idealistischer Dogmatismus in Reinkultur

      Wenn Du schon Lenin, Stalin, und jeden sozialistischen revolutionär des 20. Jh ablehnst, dann lies wenigstens, die „Grundsätze des Kommunismus“ von Friedrich Engels selbst:
      Bitte sehr: –> http://www.mlwerke.de/me/me04/me04_361.htm

      Also bevor Du das nächste mal jemanden in die nähe eines „Linksfaschisten“ rückst, „Idealisten“ nennst, etwas als „Kommunistische Maxime“ ausgibst oder Quellen als „faschistoid“ bezeichnest, informiere Dich zuerst darüber, wovon Du redest. Wenn ein dummer, ungebildeter Prolet wie ich, ohne jegliche akademische Ausbildung, Dich derart auseinandernehmen kann mit ein paar Minuten recherche jeweils, bist du bei weitem nicht der Experte, für den Dich einige halten.

      1. Avatar von Bernd Bellefontaine
        Bernd Bellefontaine

        Teil I
        „Äquidistanz“

        Ok., dein Argument, dass der Krieg marxistisch und deshalb im Interesse der „Arbeiterklasse“ sei, willst du in dogmatischer ML-Manier mit dem Hinballern eines Textes von Lenin bewiesen haben. Die unkritische Übernahme von Texten von Klassikern ist aber nicht zur Beweisführung geeignet. Eine Beweisführung muss objektiv, logisch und/oder empirisch erfolgen. Hierfür sind bewiesene Theoreme und/oder Begriffe wie Ware, Wert, Geld, Kapital usw. angebracht und oft auch notwendig. Bei dir besteht die „Beweisführung“ darin, anhand von ML-Dogmen, -Postulaten , -Theoremen etc. zu zeigen, dass das, was vorne steht, hinten herauskommt. In beiden Fällen also ML-Ideologie.

        Dennoch unter dem Aspekt des Lohnarbeiterinteresse ist der Text von Lenin sogar mit meinem Argument kompatibel, denn ich hatte ja gleich zu Beginn geschrieben: „Eine Stellungnahme für eine Seite in einem Konflikt, macht nur dann Sinn, wenn sie sie zum Vorteil der Stellungnehmenden gereicht“. Und davon geht auch Lenin aus: also allein in dem Fall, in dem sich im Verlauf ihrer Emanzipation die Lebensbedingungen der Lohnabhängigen entscheidend verbessert (oder im Fall von Notwehr) war Gewaltanwendung, die in der Vergangenheit oft in der Form des Krieges auftrat, gegen eine antiemanzipative Gewalt gerechtfertigt. Ansonsten aber ist Gewalt zu vermeiden oder, wenn notwendig, zumindest gering zu halten. D a s ist die kommunistische Maxime. Jede andere Befürwortung politischer Gewaltanwendung ist faschistisch. Und unter diesem Aspekt müssen nach Lenin die Kriege in der Vergangenheit analysiert und beurteilt werden. Zumindest aber wird aus diesem Text klar, dass sich Kommunist:innen nicht an Kriegen beteiligen bzw. diese unterstützen sollen, wenn dies nicht im Interesse der Lohnabhängigen ist. Von daher ist schon gleich die Parteinahme für die Kriegführung eines quasi faschistoiden Staates wie Russland ein Unding

        Generell sind aus heutiger Sicht Kriege Auseinandersetzungen zwischen Kollektiven auf militärischer Ebene und finden nirgendwo mehr mit der Zielsetzung der Verbesserung der Lebenslage der Lohnabhängigen oder in Verbindung mit ihrer Emanzipation statt, sondern werden nur noch auf nationalistischer, religiöser und/oder ideologischer Grundlage geführt. Deshalb sind aus kommunistischer Sicht heute Kriege ohne Wenn und Aber abzulehnen und zu verurteilen.

        Insofern ist meine Argumentation nicht widerlegt und dein Gerede von „Äquidistanz“ weiterhin als denunzierender Unsinn bestätigt.

        1. Avatar von Chris Sedlmair
          Chris Sedlmair

          Es geht nicht darum, ob Lenin immer Recht hatte, sondern darum, was die Position von Kommunisten war und ist. Du versuchst auch hier schon wieder Lenins Aussagen auf primitiven bürgerlichen Ökonomismus zu reduzieren, wo es nur noch um kurzfristige ökonomische Interessen der Lohnabhängigen geht. Zumindest erweckst du diesen Eindruck. Im Falle Rußlands heute ist nur leider sogar das eine Begründung im Sinne einer Unterstützung Rußlands. Denn das was die russischen Arbeiter verteidigen ist auch die massive Verbesserung ihrer Lebensumstände von 2000-2020 wie im Video oben schön dargestellt. Darüber hinaus die Wiedererlangung ökonomischer und politischer Souveränität, den im Zuge der Sanktionen notwendigen Wiederaufbau unter Jelzin abgewickelter Industrien, die Abschüttelung eines Neokolonialen Jochs und Fremdbestimmung.

          Abwschlüsse in MINT-Fächern

          Die Wiedererlangung industrieller und wissenschaftlich-technischer Kapazitäten mit eingeschlossen. Das alles ist noch viel mehr als reine Lohnerhöhung. Die Russen verteidigen ihre ökonomische und wissenschaftlich-technische Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder

          hier stichpunktartig zusammengefaßt die Ankündungen Putins in seiner letzten Ansprache mit Quelle)

          What are the five new Russian national projects announced by Putin during his address?
          The president has introduced five new national projects with the goal of strengthening growth in Russia’s demographics, social welfare, the job market, and modern digital ecosystems.
          1) The Family project aims to enhance living standards for families and increase birth rates in the country.
          2) The Youth of Russia project focuses on supporting young people who are considered „the country’s future.“
          3) The Long and Active Life project aims to increase life expectancy in rural areas to 78 years by 2030, and ultimately to 80 years.
          4) The Personnel project is designed to assist teenagers in becoming professionals in their chosen fields, preparing them for the 21st-century economy.
          5) The Data Economy project plans to establish digital platforms in key economic and social sectors by 2030, with an allocated fund of 700 billion rubles ($7 billion) over the next six years.
          Boost us! (https://t.me/geopolitics_live?boost) | Subscribe to @geopolitics_live

          und

          The most striking figures in Putin’s address to the Russian parliament:
          Over the next 6 years, Putin promised to allocate:
          🔸More than 1 trillion rubles (~$11 bln) for construction and repair of healthcare facilities
          🔸700 billion rubles ($7 bln) for the „data economy“ – the creation of digital platforms in all key economic and social sectors by 2030.
          🔸400 billion rubles ($4 bln) for the construction of at least 40 higher education campuses in Russia by 2030.
          🔸300 billion rubles ($3 bln) for the Industrial Development Fund to support high-tech projects
          🔸124 billion rubles ($1 bln) for large-scale renovation of university dormitories
          🔸More than 100 billion rubles ($1 bln) for the development of a satellite constellation for Internet access
          🔸100 billion rubles ($1 bln) for educational and historical projects in cinema, the Internet, and social networks
          🔸At least 75 billion rubles ($822 mln) for regions where the birth rate is lower than the national average.
          🔸9 billion rubles ($98 mln) from the federal budget to upgrade the infrastructure of pedagogical universities.
          🔸Putin proposed to extend the norm on the possibility of allocating 450 thousand rubles (~$5k) for mortgage repayment for families at the birth of a third child until 2030.
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          1. Avatar von Bernd Bellefontaine
            Bernd Bellefontaine

            Chris: „Denn das was die russischen Arbeiter verteidigen ist auch die massiv
            e Verbesserung ihrer Lebensumstände von 2000-2020“

            Es ist richtig, dass sich mit dem Antritt Putins als Präsident das BIP/Kopf und die Löhne zunächst stark erhöht haben, allerdings seit 2014 stagnieren. Ein Argument dafür, dass Lohnarbeiter im Krieg ein materielles Interesse verteidigen würden, ist das natürlich nicht, denn erstens verschlechtern sich die Lebensumstände im Krieg und zweitens sind ja die Lebensumstände in den Russland feindlich gesinnten Ländern mindesten genau so gut bzw. schlecht. In den meisten osteuropäischen Ländern, bei denen nach dem Fall der SU etwa die gleichen Voraussetzungen wie in Russland vorlagen, verlief die Entwicklung seit Putins Präsidentschaft meist sogar noch besser als in Russland (in der Ukraine z.B. hat sich das BIP/Kopf seit 2002 etwa verachtfacht in Russland etwa verfünffacht) In Russland werden die Lohnabhängigen mindestens genauso ausgebeutet wie ihre Pendants im NATO-Westen. Das Interesse, das Lohnabhängige im Krieg zwischen Nationen verteidigen, ist immer ein nationales und nie ein materielles. Deshalb gibt es für Kommunisten auf dieser Grundlage überhaupt keinen Anlass, für das politische System Russlands Partei zu ergreifen.

            Chris: „Darüber hinaus die Wiedererlangung ökonomischer und politischer Souveränität, den im Zuge der Sanktionen notwendigen Wiederaufbau unter Jelzin abgewickelter Industrien, die Abschüttelung eines Neokolonialen Jochs und Fremdbestimmung.“

            Dieser Punkt wurde ja geklärt: weder geht es in dem Krieg in der Ukraine um die Wiedererlangung ökonomischer und politischer Souveränität Russlands, noch um „die Abschüttelung eines Neokolonialen Jochs und Fremdbestimmung“. Erstens ist Russland politisch und ökonomisch souverän, und zweitens wird Russland aktuell durch eine fremde Macht weder unterjocht noch fremdbestimmt.

      2. Avatar von Bernd Bellefontaine
        Bernd Bellefontaine

        Teil II

        Des weiteren behauptest du, Russland befände sich in der Situation eines „bürgerlich-fortschrittlichen nationalen Befreiungskriege(s) im Sinne der Pariser Kommune …Rußland befindet sich exakt in der Situation.“

        Der Hauptzweck der Pariser Kommune war die Zerschlagung des Staatsapparates und die Errichtung der Kommune, also der erste Versuch der praktischen Umsetzung des Kommunismus, was insbesondere im Interesse der proletarischen Bevölkerung von Paris lag. Das nationale Element bestand aus dem Kampf gegen die Angriffe des Heeres des deutschen und französischen Adels und hatte von daher den Charakter von Notwehr. Das ist aber hinsichtlich des von Russland geführten Krieges nicht der Fall. Es handelt sich zwar um Notwehr im Rahmen eines Kampfes gegen einen um die Weltordnung konkurrierenden Feind, aber es handelt sich auch um einen quasi faschistoiden Staat, der allein nationalistisch-imperialistische Ziele und nicht die zentralen Ziele der Pariser Kommune verfolgt: Zerschlagung des bürgerlichen Staatsapparates, Errichtung der Kommune, Verteidigung der Kommune gegen einen feudalistischen Feind, ja nicht einmal eine wesentliche und nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen der Lohnanhängigen in Russland oder anderswo.

        Chris: „Es befreit sich und alle russischen Gebiete von einem „national fremden Joch“ und bekämpft dabei das Zentrum der Reaktion, ein unipolares Imperium, das nicht nur „faulenden Kapitalismus“ – wie im frühen 20. h der Fall – darstellt, sondern eine komplett verfaulte bürgerliche Gesellschaft unter post-imperialistischen Bedingungen, der sich die siegreiche Fraktion der globalen Finanzoligarchie anschickt eine soziale Konterrevolution hinter 1789 zu vollziehen.“

        Statt ideologischem Wischi-Waschi werden wir lieber mal konkret:

        a) Welchem Fremden, Nationalen konkret ist denn Russland unterjocht?

        b) An welchen Merkmalen konkret machst du denn den faulenden Kapitalismus fest, der immer noch, wie zu Lenins Zeiten, „faul“ sein soll, also nun schon seit über 100 Jahren vor sich hin fault? Dito Bürgerliche Gesellschaft. Übrigens, wenn eine Sache, faul ist, dann stirbt sie relativ schnell ohne Äußeres zutun. Ergo bräuchte man keine Gewalt anwenden, um die Sache los zu werden.

        c) Wie konkret vollzieht sich denn die soziale Konterrevolution hinter 1789 durch die siegreiche globale Finanzoligarchie?

        Chris: „Alle Bedingungen um das heutige Rußland in diesem Krieg zu unterstützen, sind für Kommunisten gegeben. Und genau das tun sie… in China, in Kuba, in Vietnam und Laos und ganz besonders in der DVRK.“

        Für ML-Ideologen mag das gelten. Für Kommunisten, denen es um das eigene und zusammen mit den anderen Lohnabhängigen um das gemeinsame Wohl geht, gilt allerdings keine einzige deiner ideologischen Bedingung. In der Realität wird dich fast jeder Lohnabhängige in Europa zurecht auslachen, wenn du ihm die harten Arbeits- und Lebensbedingungen der Nordkoreaner bis hin zum Hunger als eine Alternative anpreist. Ferner, ausgerechnet ein im Prinzip faschistischer, brutaler Staat wie Nordkorea soll Vorbild für die Lohnabhängigen sein. Schließlich, auch wenn es in Russland nicht ganz so schlimm ist, gibt es – außer dem nationalistischen Willen und Wahn – überhaupt keinen Anlass für die russischen Lohnabhängigen den Krieg ihrer Herrschaft zu unterstützen, weil sich ihre Lebenssituation dadurch nicht verbessern wird, eher im Gegenteil. Und schon gleich gar ergibt sich für die Lohnabhängigen der anderen Länder ein vernünftiger Anlass die Kriegführung Russland zu unterstützen.

        Varoufakis solltest du hinsichtlich der Unterstützung Russlands lieber nicht erwähnen.

        Yanis Varoufakis:  „Es ist eine Tragödie, dass im Krieg nicht verhandelt wird, wo immer er stattfindet. Ich muss sagen, dass ich mich grundsätzlich freue, wenn es einem angegriffenen Land gelingt, den Angreifer zurückzuschlagen. Ich freue mich daher, dass die russischen Truppen zurückgedrängt worden sind … Es kann keinen militärischen Sieg weder für Putin noch für die Ukraine geben. Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass Putin in diesem Moment ein weiteres mörderisches Abenteuer in Teilen der Ukraine plant. Uns steht ein sehr langer Krieg bevor, dessen Opfer sich vervielfachen werden und der sich ausweiten wird“ (telepolis 15.09.2022: Yanis Varoufakis: über Fake-Strommärkte, Ukraine-Krieg und bedrohte Demokratie).

        Varoufakis sieht es also genau andersherum, wie du es sehen willst: er siedelt den „Befreiungskampf“ nicht auf der Seite Russlands, sondern auf der Seite der Ukraine an. Eins ist aber so blöd wie das Andere.

        1. Avatar von Chris Sedlmair
          Chris Sedlmair

          Sorry, wenn Du nicht weißt, von welchen Ländern Rußland ökonomisch unterjopcht und politisch fremdbestimmt war nach dem Fall der UdSSR, habe ich hier eine Doku für Dich:

          Wenn du diese dann angesehen hast, verfügst du über über rudimentäre Grundlagen, um Dich zu dem Thema qualifiziert äußern zu können.

          Ach, im Gegensatz zu Dir weiß ich, wie das Proletariat tickt. Immerhin habe ich 2 Wahlkämpfe bestritten als Direktkandidat. Beide male waren mein Erststimmen höherer als meine Zweitstimmen und die Zweitstimmenzuwächse immer unter den Top 3 der PDS in Bayern. und ich meine das wirkliche Proletariat, nicht die privilegierte Arbeiteraristokratie, die ihren Wohlstandschauvinismus gerne nach unten verteidigt. Und hier ist die Krux an der ganzen Sache… Du stützt dich in Deinen Äußerungen auf die privilegierten Schichten des Proletariats in der ersten Welt und nicht auf das internationale Proletariat. Obwohl Du ja als ganz radikal antinational gelten willst. und du stellst irgendwelche Strohman-Argumente auf, die Du dann erfolgreich bekämpfen kannst. Gleichzeitig wirfst du mir das vor, ohne jemals irgendwelche Quellen für Deine Behauptungen zu haben. Aber zurück zu Thema: Die DVRK ist kein Vorbild für Deutschland, so wie kein sozialistisches Modell Vorbild für Deutschland sein kann. Die Ausgangsbedingungen sind einfach gänzlich unterschiedlich. Es geht nicht darum, ob das Lebensniveau in Deutschland höher ist als in der DVRK. Natürlich ist es das. Deutschland ist engster Bundesgenosse im unipolaren Imperium, dessen Wohlstand zu einem großen Teil auf den Extraprofiten der Imperialistischen Ausbeutung des Trikont basiert. Es geht darum, wie die DVRK den Krieg, den Wiederaufbau, die Konterrevolution und 70 Jahre Wirtschaftsblockade überleben konnte und die Lebensbedingungen immer noch über dem globalen Durschnitt liegen obwohl die Volkswirtschaft eine Produktivität eines Entwicklungslandes hat. Wie konnte der Irak 11 Jahre Hungerembargo überleben und dann nach der Invasion durch die USA, die damals am Höhepunkt ihrer globalen Macht standen in einen 5jährigen Krieg verwickeln, der nur wegen dem Iran nicht in einer militärischen Niederlage der USA endete. Diese Blamage läutete den Niedergang des unipolaren Imperiums ein.
          Und hier zeigt sich, was schon Mao wußte… wer kein guter Patriot ist, der ist auch kein guter Internationalist.
          Denn wenn es tatsächlich darum geht, abzuwägen zwischen einem gewaltigen Fortschritt für die Werktätigen in 85% oder die Aufrechterhaltung der ökonomischen Privilegien der Arbeiteraristokratie der Ersten Welt, haben natürlich die Interessen von 85% der Werktätigen einen Vorrang. Sozialismus in der Ersten Welt ist nämlich vor der weitestgehenden Eliminierung der Extraprofite der Ersten Welt aus der imperialistischen Ausbeutung nahezu unmöglich, weil die Klassenverhältnisse durch die imperialistische Weltwirtschaftsordnung dermaßen verzerrt sind und das westliche Proletariat durch einen Judaslohn aus diesen Extraprofiten korrumpiert ist. und wir sehen jetzt, wie im Zuge des Niedergangs des unipolaren Imperiums diese Bestechung wegbricht und die realen Klassenkonflikte hervortreten. Und genau in diesem Moment haben wir keine dem Proletariat verpflichtete Massenpartei, sondern eine komplett durch die Frankfurter Schule und andere geistige westliche synthetische Think-Tank-Geburten zersetzte und unfähige und komplett vom Proletariat entfremdete Linke. Ein Schelm wer böses dabei denkt.

          1. Avatar von Bernd Bellefontaine
            Bernd Bellefontaine

            Zumindest wirst du mal konkret.

            Chris: „Sorry, wenn Du nicht weißt, von welchen Ländern Rußland ökonomisch unterjopcht und politisch fremdbestimmt war nach dem Fall der UdSSR“

            Lach, auf einmal geht es um die Verhältnisse nach dem Zusammenbruch der SU. Wir sprechen hier aber über den angeblichen „Befreiungskampf“ Russlands im Rahmen der a k t u e l l e n Konkurrenz um die neue Weltordnung.

            Chris: „Ach, im Gegensatz zu Dir weiß ich, wie das Proletariat tickt. Immerhin habe ich 2 Wahlkämpfe bestritten als Direktkandidat.“

            Klar, Großmaul, du bist der Größte.

            Chris: „Es geht darum, wie die DVRK den Krieg, den Wiederaufbau, die Konterrevolution und 70 Jahre Wirtschaftsblockade überleben konnte und die Lebensbedingungen immer noch über dem globalen Durschnitt liegen obwohl die Volkswirtschaft eine Produktivität eines Entwicklungslandes hat.“

            Nun, hinsichtlich der Lebenserwartung liegt Nordkorea im internationalen Ranking auf Platz 165, hinsichtlich des Hungerindexes auf Platz 97, beim (modern) slavery-index aber auf Platz 1. Das BIP/Kopf belief sich gemäß einer Studie von 2014 (Hyundai Research Institute) im Jahr 2012 lediglich auf 783 $ und liegt damit ganz am Ende des BIP/Kopf-Rankings. Also eher weit unter dem globalen Durchschnitt als darüber bzw. beim slavery-index darunter. Das heißt, viele Staaten mit libertären kapitalistischen Systemen und ähnlichen Ausgangsbedingungen stehen wesentlich besser da. Das System dürfte allein hinsichtlich dieser Zahlen nicht attraktiv für die Lohnabhängigen und damit kein Vorbild für diese sein.

            Chris: „und das westliche Proletariat durch einen Judaslohn aus diesen Extraprofiten korrumpiert ist.“

            Die   Lohnabhängigen werden prinzipiell gemäß ihren Reproduktionskosten entlohnt. Das ist eine Folge der Konkurrenz und wird ferner durch die gesellschaftlich notwendige durchschnittliche Arbeitszeit bestimmt. Des weiteren fließen die im Ausland erzeugten Profite nicht zwingend den einheimischen Lohnabhängigen zu, sondern erst einmal über die Steuern dem Staat, der dann über Mehreinnahmen und einen höheren Staatshaushalt verfügt. Damit werden aber nicht die Lohnabhängigen korrumpiert, sondern die Einnahmen werden immer nach dem Prinzip verwendet, dass die Nation zumindest konkurrenzfähig bleibt und ein kleiner Teil für Glanz und Gloria, um die Mitbewerber und die eigene Bevölkerung zu beeindrucken. Außerdem dürfte die Mehrwertrate (Ausbeutungsrate) in den erfolgreichen Kapitalstandorten höher liegen als in den Verliererländern. Die für die ML-Ideologie typische These vom korrumpierten Lohnarbeiter in den westlichen Kapitalstandorten, mit der sie sich erklären, warum sie, obwohl sie und ihre Ideologie doch prinzipiell mit der Mission der Arbeiterklasse in Einklang stehen, nicht bei den Lohnabhängigen ankommen, ist demnach Humbug.

      3. Avatar von Bernd Bellefontaine
        Bernd Bellefontaine

        Teil III

        Chris: „Deine Ablehnung historischer Theoretiker des Marxismus ebenso wie deine Ablehnung der Kommunisten in den sozialistischen Ländern und den antiimperialistischen und sozialistischen Massenbewegungen des globalen Südens, ebenso wie Deine Aussagen, daß Du keine Klassen siehst, sondern nur noch Individuen, sind nun mehr als Beweis genug, daß Du den Marxismus komplett ablehnst und ein Erst-Welt-Linksliberaler bist.“

        Die, wie üblich, deiner ML-Phantasie und -Logik entspringenden Lügen.

        a) Weise konkret nach, dass ich die Theoretiker des Marxismus pauschal ablehne? Es kommt lediglich darauf an, ob deren Thesen und Theorien im Einklang mit dem wissenschaftlichen Sozialismus stehen, oder ob sie, wie Stalin, ideologischen Mist verbreiten.

        b) Weise konkret nach, dass ich Kommunisten in sozialistischen Ländern pauschal ablehne? Es kommt lediglich darauf an, ob sie auf der Grundlage des wissenschaftlichen Sozialismus stehen oder auf der Grundlage von zu politischen Machtapparaten degenerierten ML-Parteien, die sich aufgrund ihrer Historie traditionell noch als kommunistisch bezeichnen.

        c) Weise konkret nach dass ich pauschal die „antiimperialistischen und sozialistischen Massenbewegungen des globalen Südens“ ablehne? Es kommt lediglich darauf an, ob diese im Interesse der Lohnabhängigen dort und hier verlaufen.

        Auch sehe ich nicht nur Individuen per se, sondern habe diese als Lohnabhängige spezifiziert, die als s o l c h e eine Klasse bilden, aber nicht als Arbeiter, weil dieser politische Typus i.S. des Trägers einer revolutionären Klasse nur noch in den Köpfen der MLer herumspukt.

        Also alles Lug und Trug, was du hier schreibst und gewiss kein „Beweis“, dass ich den Marxismus komplett ablehnen würde (lach). Aber diesen Beweis kannst du ja nun noch durch Konkretisierung gerne nachliefern.

        Chris: „Eine beliebige quantitative Anhäufung von Lohnabhängigen ist eine Klasse an sich. Wenn sie sie organisiert und für ihre Interessen kämpft, die im Bedarfsfall auch die Befreiung von nationaler Unterdrückung und imperialistischer Ausbeutung bedeuten, wie im Falle der russischen Arbeiterklasse, spricht man im Marxismus von der Klasse für sich.“

        Wo kämpfen denn die Lohnabhängigen heute organisiert für bessere Lebensbedingungen, indem sie sich den Kapitalismus vom Hals schaffen wollen wollen? Wäre es so, dann könnte man von einer „Klasse für sich“ im Sinne von Marx sprechen: „Die ökonomischen Verhältnisse haben zuerst die Masse der Bevölkerung in Arbeiter verwandelt. Die Herrschaft des Kapitals hat für diese Masse eine <181> gemeinsame Situation, gemeinsame Interessen geschaffen. So ist diese Masse bereits eine Klasse gegenüber dem Kapital, aber noch nicht für sich selbst. In dem Kampf, den wir nur in einigen Phasen gekennzeichnet haben, findet sich diese Masse zusammen, konstituiert sie sich als Klasse für sich selbst. Die Interessen, welche sie verteidigt, werden Klasseninteressen.“ (MEW 4, das Elend der Philosophie: 180-181).

        So ist die Realität aber nicht. Wäre das so, würden sich die russischen Lohnabhängigen gegen die kapitalistisch-imperialistische Herrschaft wenden, die im Interesse der imperialistischen Nation Kriege führt und dabei die Lohnabhängigen als Kanonenfutter verheizt. Dieser Klassenkampf existiert nur in den Köpfen der ML-Ideologen, indem sie diesen wegen Mangels an Interesse an ihrer Ideologie nun in einen „nationalistischen Befreiungskampf“ gegen den „Unipolarismus“ verwursteln und transformieren, sodass der Klassenkampf jetzt von der Herrschaft von Ländern wie Russland und China geführt wird, denen sie einen fortschrittlichen Status andichten, allein weil sie in der Konkurrenz um eine neue Weltordnung, gegen die den MLern zurecht verhasste westliche Ordnung antreten.

        Chris: „Die Reduzierung des Menschen auf seine individuelle Existenz ist liberale bürgerliche Herrschaftsideologie“

        Das ist, wie schon festgestellt, eine deiner Denunziationen.

        Chris: „die Du uns hier als „wissenschaftlichen Sozialismus“ andrehen willst.“

        Den Begriff „wissenschaftlicher Sozialismus“ hat Marx benutzt, um seine Theorie vom Idealismus der Frühsozialisten abzuheben: „‚wissenschaftlicher Sozialismus‘ – gebraucht worden nur im Gegensatz zum utopistischen Sozialismus, der neue Hirngespinste dem Volk aufheften will, statt seine Wissenschaft auf der Erkenntnis der vom Volk selbst gemachten sozialen Bewegung zu beschränken“ (MEW 18: Bakunin:“Anarchie und Staatlichkeit“: 635-636). Heute ist dieser Begriff insbesondere zur Abgrenzung von linken Ideologien wie dem ML zu verwenden, die auf Wissenschaftlichkeit und Wahrheit keinen Wert legen, sondern ihre Theorie und Praxis an den in ihrer Ideologie konstituierten Dogmen und Phrasen orientieren und danach die Wirklichkeit beurteilen.

        Chris: „Weder in der Frage der Nation, noch des Staates vertrittst Du eine Position die von irgendeinem marxistischen Theoretiker, ja noch nicht einmal von Marx und Engels selbst, jemals vertreten wurde. Ich habe das in vergangenen Diskussionen durch Primärquellen nachgewiesen.“

        Ach ja, Großmaul, ICH, was ICH alles nachgewiesen haben will. Vielmehr ist nachgewiesen worden, dass Marx weder die Notwendigkeit des Staates noch der Nation vertreten hat. Die einzige Form eine (vorübergehenden) Gewaltmonopols formulierte Marx als „Diktatur des Proletariats“ – das war es dann auch. Der Nation brachte Marx nur Sympathie gegenüber, wenn der Kampf dafür im Interesse des Proletariats lag, insbesondere wenn damit die Herrschaft des Feudaladels abgeschafft wurde. Ansonsten ging er davon aus, dass sich die Nationen wegen des kapitalistischen Internationalismus schon bald auflösen würde. Hieraus ableiten zu wollen, dass die Lohnarbeiter für die Nation sein sollte und man als Kommunist:in deren Nationalismus zu unterstützen habe, geht von daher völlig daneben, denn heute, auch wenn ihnen das nicht bewusst ist, bringt der Nationalismus den Lohnabhängigen im allgemeinen nur Schaden ein, sei es durch den tatsächlichen Krieg oder die permanent vorhanden Kriegsgefahr (Aufrüstung, Militärapparat). Eigentlich nur Faschisten – ob von links oder rechts -, denen diese Faktizität zwar bewusst aber gleichgültig ist, können i. S. eines Fischen im Trüben dem Nationalismus und der Nation etwas Positives abgewinnen.

        Chris: „Nicht ich bin der Idealist, sondern Du. Deine Vorstellungen ignorieren die materiellen, gesellschaftlichen Begebenheiten. Darum sind auch alle westlinken antinationalen und antietatistischen Theorien gescheitert. Das Proletariat selbst hat sie abgelehnt und jegliche Linke, die diesen Weg gegangen ist, ist in der Bedeutungslosigkeit verschwunden oder selbst zu ideologischen Avantgarde des unipolaren Imperiums geworden. En härteres und endgültigeres Urteil. Dieser Ansatz ist schon an der ersten Hürde gescheitert und damit wissenschaftlich erledigt. Da ist auch nichts mehr zu machen. Daran festzuhalten ist idealistischer Dogmatismus in Reinkultur“

        Lach, ausgerechnet ein MLer und Anhänger des Realen Sozialismus getraut sich das auszusprechen. Als wäre der Reale Sozialismus nicht krachend gescheitert, als hätten die DDR-Prolis 1990 nicht den Realen Sozialismus abgelehnt und den Staats-MLern nicht das Gesäß entgegengehalten, als wünschte sich das „Proletariat“ heute das graue und trostlose Dasein im Realen Sozialismus zurück, als wären die MLer nicht zutiefst bedeutungslos (es sei denn man stilisiert kapitalistische und imperialistische Staaten zu fortschrittlichen, sozialistischen Staaten und identifiziert sich mit ihnen). Antikapitalistische Theoretiker und radikale Kritiker, indessen, waren in der Postmoderne noch nie bedeutend gewesen, können von daher also gar nicht bedeutungslos werden. Und ob kritische antikapitalistische Theorien richtig sind, darüber entscheidet nicht der Erfolg, sondern ob sie widerspruchsfrei sind und durch die Wirklichkeit bestätigt werden.

        Chris: „Wenn ein dummer, ungebildeter Prolet wie ich, ohne jegliche akademische Ausbildung, Dich derart auseinandernehmen kann mit ein paar Minuten recherche“

        Lach. Mag sein dass du auch „ein dummer, ungebildeter Prolet“ bist, auf jeden Fall aber bist du ein arrogantes ideologisiertes Großmaul, das mit „ein paar Minuten recherche“ angibt, indem es die vorgekauten Texte von ML-Ideologen kopiert und nachkaut.

        1. Avatar von Chris Sedlmair
          Chris Sedlmair

          In den ersten beiden Teilen Deiner Erwiderung hast Du lediglich Deine Unkenntnis weiter untermauert und Dein beschränktes Verständnis der gesellschaftlichen Realität, das Du mit Pippi-Langstrumpf-Methode zu kassieren versuchst. Jetzt aber hast Du Dein gesamtes zu Grunde liegendes bürgerliches, antikommunistisches und linksliberales imperialistisches Weltbild offenbart, das ich am besten ohne weiteren Kommentar so stehen lasse. So kann jeder Leser sich selbst ein Bild davon machen, was Du eigentlich bekämpfst und von welchem Standpunkt aus. Ich denke, da kann ich auch nichts mehr beitragen um das noch weiter zu verdeutlichen. Ich danke Dir für diese ehrliche, wenn auch unbeabsichtigte Selbstoffenbarung.

          1. Avatar von Bernd Bellefontaine
            Bernd Bellefontaine

            Womit mit diesem Gelaber ad hominem bewiesen wäre, dass du über keine vernünftigen Gegenargumente verfügst, noch deine Diffamierungen beweisen kannst, und damit dein Ursprungsbeitrag gleichwohl als ideologisches ML-Gelaber einzustufen ist. Qed

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